Beraubung und Ausweisung des Syrerprinzen Antiochus
Nach Cicero, in C. Verrem II 4, 60-68
Cicero erzählt den Richtern, dass das Ansehen des römischen Volkes vermindert wurde, weil nicht nur die Gastfreundschaft, sondern auch die Ehre der unsterblichen Götter verletzt wurde. Als die Könige Syriens nach Rom kamen, um das Königreich Ägypten für sich zu beanspruchen, mussten sie mit einer Absage nach Syrien zurückreisen. Jedoch fuhr einer von ihnen über Sizilien. Dieser kam nach Syrakus, wo Gaius Verres zu der Zeit das Amt des Prätors inne hatte. Verres schickte dem syrischen König viele großzügige Geschenke, nicht nur Wein und Öl, sondern auch Weizen in großen Mengen. Als nächstes lud Verres den König zum Essen ein. Er schmückte das Speisezimmer prächtig, stellte schöne silberne Vasen auf und ließ ein vorzügliches Mahl bereiten. Der König war davon sehr angetan und lud Verres zu sich ein. Auch er stellte viele silberne und goldene Vasen und Gefäße auf, da es Brauch in Syrien war. Verres bewunderte die Gefäße, nahm jedes einzelne in die Hand und lobte sie. Nach diesem Treffen war Verres nur darauf aus den König zu berauben. Er schickte einen Boten um eine Vase und eine Schöpfkelle des Königs abzuholen, mit dem Vorwand er wolle diese seinen Bildhauern zeigen. Da der König Verres nicht kannte, überließ er ihm diese sorglos. Weiterhin erzählt Cicero auch den restlichen Teil seiner Geschichte, indem die Könige Syriens einen Leuchter nach Rom brachten, um diesen im Kapitol aufzustellen, allerdings bemerkten sie erst bei der Ankunft das das Kapitol noch nicht fertig war. Weil sie den Leuchter nicht dem Volke präsentieren wollten, da das Volk den Leuchter erst in voller Pracht im Kapitol sehen sollte, nahmen sie diesen wieder mit in ihre Heimat. Verres hörte von dieser Sache und bat den syrischen König Antiochus ihm den Leuchter auszuleihen, damit er sich diesen anschauen kann. Antiochus schickte Verres ohne jegliches Zögern den Leuchter. Als man es dann für angemessen hielt Verres den Leuchter wieder wegzunehmen, da er diesen schon eine längere Zeit besaß, schickte man Gesandte zu diesem. Verres aber wollte den Leuchter weiterhin behalten, sodass dies Gesandten mit leeren Händen nach Hause kamen. Daraufhin schickte Antiochus noch weitere Gesandte, aber auch diese kamen mit leeren Händen zurück. Als er schließlich persönlich um Rückgabe bittet, beginnt Verres zu flehen das man ihm den Leuchter schenken solle, was eine unglaubliche Frechheit darstellt, da dieser Leuchter schon dem römischen Volke versprochen war. Als aber König Antiochus Verres darauf anspricht droht ihm jener und befiehlt ihm die Provinz zu verlassen, da sich angeblich Seeräuber Sizilien nähern. Auf dem Marktplatz von Syrakus in Sizilien ruft er die Götter als Zeugen an, dass Gaius Verres den besonderen Leuchter gestohlen hat. Der König sagt weiterhin, dass dieser Leuchter für das römische Volk als Votivgabe vorgesehen war und dass es ein Denkmal der Freundschaft sei. Er zieht Jupiter als Zeugen seiner Gottesfurcht hinzu. Im weiteren Verlauf seiner Rede wendet sich Cicero an Verres persönlich. Er fragt ihn, was er glaube, wie die anderen Völker die Beraubung des Königs aufnehmen würden und dass ein Prätor des römischen Volkes den König beleidigt und bestohlen hat. Cicero verdeutlicht noch ein Mal die Schwere des Vergehens und betont, dass diese nicht ungesühnt bleiben darf. Zumal auch der Ruf und Name des römischen Volkes herabgezogen wird, falls das Vergehen ungesühnt bleibt. Aus diesem Grund distanziert er sich von der Tat. Außerdem sagt Cicero, dass Geschenke für das Kapitol ausbleiben würden, wenn Gaius Verres nicht bestraft würde.
Reiche Privatpersonen und freie Gemeinden, die das Kapitol ausschmücken wollen, unterlassen es, wenn sie bemerken, dass ihre Geschenke nicht willkommen sind.