Willi Furch - der erste
Hausmeister (1.9.1969 - 8.10.1993)
Nicht die
Konfrontation suchen:
Die angewandte
Psychologie eines Hausmeisters
Hausmeister werden ist nicht schwer, Hausmeister sein dagegen sehr. Auf diese
Formel könnte man das Dasein eines Pedells, wie man ihn früher nannte, bringen.
Für einen solchen ergeben sich - so auch in unserem Falle - die Probleme nicht
allein aus den vielfältigen, alltäglich zu erfüllenden Dienstfunktionen, sondern
vor allem auch aus dem Umgang mit einer rund tausendköpfigen Schulfamilie. Zu
deren (dienst-)ältesten Mitgliedern zählt er: Willi Furch, gebürtiger
Recklinghauser, verheiratet und Vater zweier Söhne, die an diesem Gymnasium ihr
Abitur ablegten. Seit 17 Jahren nunmehr schaltet und waltet er von seiner Loge
aus und lenkt die Turbulenzen des Schullebens am MKG in die rechten Bahnen.
Ob man als guter Hausmeister Pädagoge oder gar Psychologe sein
müsse, fragen wir ihn. Das nicht gerade, meint er, aber viel
Fingerspitzengefühl, das müsse man haben. „Nicht die
Konfrontation suchen, aber auch nicht jedermanns Dackel sein",
ist seine Devise. |
|
|
Das heißt für ihn: gelassen bleiben, nachgiebig sein, darüber
stehen, schon mal was überhören und wegstecken. (Choleriker sind denkbar
ungeeignet als Hausmeister.) Das heißt aber auch schon mal, die ,rote Karte'
zeigen, vor allem dann, wenn Schülerstreiche („gegen die habe ich prinzipiell
nichts") in grobe Sachbeschädigung ausarten. Um der Zerstörung schulischer
Einrichtungen vorzubeugen, bedarf es, so erläuterte Herr Furch, eines „negativen
Einfallsreichtums". In diesem Sinne überprüft er Montagen und Reparaturarbeiten
und sorgt für eine möglichst demontagesichere Ausführung: statt schrauben -
nieten oder schweißen.
Ob heute die Sachbeschädigungen durch Schüler zahlreicher und schwerwiegender
seien, wollen wir wissen. Herr Furch verneint das eher: das Mobiliar ist
inzwischen älter und brüchiger geworden, und rowdyhafte Schüler und Klassen gab
es immer schon. Von Aktionen gegen Toiletteninschriften und diverse Graffiti auf
Schulbänken und an Wänden hält er nicht viel. Diese mit Aceton und anderen
Chemikalien geführten Reinigungsfeldzüge schaffen nach seinen Erfahrungen nur
wieder neue riesige Betätigungsfelder für Schülerkreativität. War's früher aber
anders?
Stichwort "früher". Hat sich das Verhältnis zwischen ihm und den Schülern in den
nahezu zwei Jahrzehnten geändert? Ein bisschen wehmütig denkt Herr Furch wohl
doch an die früher sehr viel persönlicheren Kontakte zurück, als sich
beispielsweise an Abiturprüfungstagen noch Trauben von Schülern um seine Loge
bildeten und sich moralisch aufrichten ließen. Allerdings: Auch heute noch
lassen frustrierte Pennäler Dampf bei ihm ab. Bloßes Zuhören ist hier schon
Therapie. Die Ursachen für die heute größere Anonymität sieht er in der
langjährigen Überfüllung der ursprünglich dreizügig konzipierten Schule, auch in
der Einführung der differenzierten Oberstufe; nicht zuletzt den
Zweckbaucharakter des Gebäudes empfindet er als hinderlich für die Pflege
persönlicher Kontakte. Keine Aula, kein Kommunikationscenter. „Vielleicht wird
man auch älter", sinniert er.
Nach wie vor kann er aber noch erkennen, ob ein Schüler zur Schule gehört oder
nicht. Irgendwie sind sie alle auf einer Art .fotografischer Platte'
registriert.
Ob er noch gerne Hausmeister ist? Der anfängliche Optimismus, mit dem man,
Neuland betretend, „alle möglichen Dinge nicht für möglich gehalten hatte", hat
natürlich einen Dämpfer bekommen. An manchen Tagen („es gibt Tage, die für drei
reichen") lädt sich schon einiger Ärger auf: Türschloss zugekleistert,
Überschwemmung in der Chemie, Fenster blockiert, Toilette verstopft, Heizung
defekt. Da sitzt man „ganz schön fix und foxi" in seiner Loge. Und in diese
explosive Stimmung platzt so ein kleines Mädchen, das die Klasse aufgeschlossen
haben möchte, weil es da etwas hat liegen lassen. Auch das noch! Aber: „Danke
schön", sagt dann das kleine Mädchen. Kommt nochmals hinter ihm her: „Herr
Furch, vielen, vielen Dank!" Das versöhnt mit manchem.
Oder eine andere Episode aus seinem Hausmeisterleben. „Euer ganzer Jahrgang ist
doch Mist!" Solches war ihm unvorsichtigerweise im Ärger einmal herausgerutscht.
Und prompt bekam er von der all so verunglimpften Abiturientia eine Schubkarre
Mist hingestellt. Unter dem Mist (natürlich nur Stroh!): eine Kiste Wein.
|
|
Über seine Erfahrungen mit dem Kollegium hält der Befragte wohlweislich
diplomatisch hinterm Berg. Auch hier handelt er nach dem Motto: sich auf den
einzelnen einstellen, Konfrontation vermeiden.
Soviel denn zu den Freuden und Leiden eines Hausmeisters. Sie füllen seine
48stündige Dienstzeit: 32 Stunden Arbeitszeit + 16 Stunden Bereitschaftsdienst.
Für den Bereitschaftsdienst hat ein Hausmeister laut Dienstvereinbarung „in
einem Zustand wacher Bereitschaft" zu sein. Stets freundliche und wache
Bereitschaft ist ohnehin ein Wesensmerkmal unseres Hausmeisters.
|
Hr. Furch, Hr.
Schimmelpfennig, 30.3.1990 |
|
|
Die Verabschiedung am 8.10.1993
|
|
|
|
|
|
Verabschiedung von den
Schülerinnen und Schülern |
|
im Foyer |
|
|
|
|
|
|
|
Gebacken: |
|
alle drei Schultrakte |
|
|
|
|
|
|
|
Frau Chelius, Herr Lux
(Schulpflegschaft) |
|
Nach dem offiziellen Akt: |
|
|
|
|
|
|
|
Verabschiedung |
|
im Lehrerkollegium |
|
|
|
|
|
|
|
vor der Kulisse |
|
seiner bayrischen
Wahlheimat |
|
|
|
|
|
|
|
Gewöhnungsbedürftig für
die MKG-Musiker: |
|
Bayrische Hausmusik |
|
Begrüßung von Herrn Bratka am
22.10.1993
|
|
|
|
|
|
Generationswechsel im
Dienstraum des Schulleiters: |
|
Herr Bratka, Herr Furch,
Herr Möring (v. l.n.r.) |
|
|