Schulgeschichte

 

Willi Furch - der erste Hausmeister (1.9.1969 - 8.10.1993)


Die angewandte Psychologie eines Hausmeisters

Verabschiedung am 8.10.1993
 

Norbert Bratka (seit 1993)


Begrüßung am 22.10.1993



Nicht die Konfrontation suchen:

Die angewandte Psychologie eines Hausmeisters
 

Hausmeister werden ist nicht schwer, Hausmeister sein dagegen sehr. Auf diese Formel könnte man das Dasein eines Pedells, wie man ihn früher nannte, bringen. Für einen solchen ergeben sich - so auch in unserem Falle - die Probleme nicht allein aus den vielfältigen, alltäglich zu erfüllenden Dienstfunktionen, sondern vor allem auch aus dem Umgang mit einer rund tausendköpfigen Schulfamilie. Zu deren (dienst-)ältesten Mitgliedern zählt er: Willi Furch, gebürtiger Recklinghauser, verheiratet und Vater zweier Söhne, die an diesem Gymnasium ihr Abitur ablegten. Seit 17 Jahren nunmehr schaltet und waltet er von seiner Loge aus und lenkt die Turbulenzen des Schullebens am MKG in die rechten Bahnen.

Ob man als guter Hausmeister Pädagoge oder gar Psychologe sein müsse, fragen wir ihn. Das nicht gerade, meint er, aber viel Fingerspitzengefühl, das müsse man haben. „Nicht die Konfrontation suchen, aber auch nicht jedermanns Dackel sein", ist seine Devise.
 

Das heißt für ihn: gelassen bleiben, nachgiebig sein, darüber stehen, schon mal was überhören und wegstecken. (Choleriker sind denkbar ungeeignet als Hausmeister.) Das heißt aber auch schon mal, die ,rote Karte' zeigen, vor allem dann, wenn Schülerstreiche („gegen die habe ich prinzipiell nichts") in grobe Sachbeschädigung ausarten. Um der Zerstörung schulischer Einrichtungen vorzubeugen, bedarf es, so erläuterte Herr Furch, eines „negativen Einfallsreichtums". In diesem Sinne überprüft er Montagen und Reparaturarbeiten und sorgt für eine möglichst demontagesichere Ausführung: statt schrauben - nieten oder schweißen.

Ob heute die Sachbeschädigungen durch Schüler zahlreicher und schwerwiegender seien, wollen wir wissen. Herr Furch verneint das eher: das Mobiliar ist inzwischen älter und brüchiger geworden, und rowdyhafte Schüler und Klassen gab es immer schon. Von Aktionen gegen Toiletteninschriften und diverse Graffiti auf Schulbänken und an Wänden hält er nicht viel. Diese mit Aceton und anderen Chemikalien geführten Reinigungsfeldzüge schaffen nach seinen Erfahrungen nur wieder neue riesige Betätigungsfelder für Schülerkreativität. War's früher aber anders?

Stichwort "früher". Hat sich das Verhältnis zwischen ihm und den Schülern in den nahezu zwei Jahrzehnten geändert? Ein bisschen wehmütig denkt Herr Furch wohl doch an die früher sehr viel persönlicheren Kontakte zurück, als sich beispielsweise an Abiturprüfungstagen noch Trauben von Schülern um seine Loge bildeten und sich moralisch aufrichten ließen. Allerdings: Auch heute noch lassen frustrierte Pennäler Dampf bei ihm ab. Bloßes Zuhören ist hier schon Therapie. Die Ursachen für die heute größere Anonymität sieht er in der langjährigen Überfüllung der ursprünglich dreizügig konzipierten Schule, auch in der Einführung der differenzierten Oberstufe; nicht zuletzt den Zweckbaucharakter des Gebäudes empfindet er als hinderlich für die Pflege persönlicher Kontakte. Keine Aula, kein Kommunikationscenter. „Vielleicht wird man auch älter", sinniert er.

Nach wie vor kann er aber noch erkennen, ob ein Schüler zur Schule gehört oder nicht. Irgendwie sind sie alle auf einer Art .fotografischer Platte' registriert.

Ob er noch gerne Hausmeister ist? Der anfängliche Optimismus, mit dem man, Neuland betretend, „alle möglichen Dinge nicht für möglich gehalten hatte", hat natürlich einen Dämpfer bekommen. An manchen Tagen („es gibt Tage, die für drei reichen") lädt sich schon einiger Ärger auf: Türschloss zugekleistert, Überschwemmung in der Chemie, Fenster blockiert, Toilette verstopft, Heizung defekt. Da sitzt man „ganz schön fix und foxi" in seiner Loge. Und in diese explosive Stimmung platzt so ein kleines Mädchen, das die Klasse aufgeschlossen haben möchte, weil es da etwas hat liegen lassen. Auch das noch! Aber: „Danke schön", sagt dann das kleine Mädchen. Kommt nochmals hinter ihm her: „Herr Furch, vielen, vielen Dank!" Das versöhnt mit manchem.

Oder eine andere Episode aus seinem Hausmeisterleben. „Euer ganzer Jahrgang ist doch Mist!" Solches war ihm unvorsichtigerweise im Ärger einmal herausgerutscht. Und prompt bekam er von der all so verunglimpften Abiturientia eine Schubkarre Mist hingestellt. Unter dem Mist (natürlich nur Stroh!): eine Kiste Wein.

  Über seine Erfahrungen mit dem Kollegium hält der Befragte wohlweislich diplomatisch hinterm Berg. Auch hier handelt er nach dem Motto: sich auf den einzelnen einstellen, Konfrontation vermeiden.

Soviel denn zu den Freuden und Leiden eines Hausmeisters. Sie füllen seine 48stündige Dienstzeit: 32 Stunden Arbeitszeit + 16 Stunden Bereitschaftsdienst.

 

Für den Bereitschaftsdienst hat ein Hausmeister laut Dienstvereinbarung „in einem Zustand wacher Bereitschaft" zu sein. Stets freundliche und wache Bereitschaft ist ohnehin ein Wesensmerkmal unseres Hausmeisters.

Hr. Furch, Hr. Schimmelpfennig, 30.3.1990

   

 

Gisela Debiel



Die Verabschiedung am 8.10.1993

 

 

 
  Verabschiedung von den Schülerinnen und Schülern   im Foyer  
 

 

 
  Gebacken:   alle drei Schultrakte  
 

 

 
 

Frau Chelius, Herr Lux (Schulpflegschaft)

  Nach dem offiziellen Akt:  
 

 

 
  Verabschiedung   im Lehrerkollegium  
 

   
  vor der Kulisse   seiner bayrischen Wahlheimat  
 

 

 
  Gewöhnungsbedürftig für die MKG-Musiker:   Bayrische Hausmusik  



Begrüßung von Herrn Bratka  am 22.10.1993

 

 

 
  Generationswechsel im Dienstraum des Schulleiters:   Herr Bratka, Herr Furch, Herr Möring (v. l.n.r.)  

 



Maximilian-Kolbe-Gymnasium (hin)